In den letzten Jahrzehnten wurde Yoga in unserem Kulturkreis zunehmend populärer und liegt „im Trend der Zeit“ – so verkünden es Magazine, Internetberichte und Fernsehen. Das Yoga-Angebot umfasst immer mehr „Yoga-Stile“, was eine Orientierung nicht vereinfacht. Dies erklärt sich zum Teil aus der Entwicklungsgeschichte des Yoga.
Der Begriff „Yoga“ ist in Indien seit mindestens zweieinhalbtausend Jahren im Gebrauch und wurde seither in immer wieder anderen und neuen Bedeutungen und Zusammenhängen benutzt. Somit verbinden sich mit „Yoga“ seit je her sehr unterschiedliche Vorstellungen und Übungsweisen. Es haben sich verschiedene Traditionen, Konzepte und Methoden entwickelt, die jeweils ganz eigene und besondere Schwerpunkte setzen. Ende des 19. Jahrhunders unternahm der Gelehrte Vivekãnanda den Versuch, die unterschiedlichen Strömungen im Yoga zu klassifizieren und entwickelte eine Einteilung in Karma-Yoga, Bhakti-Yoga, Jnãna-Yoga und Hatha-Yoga.
Basierend auf dem Grundlagenwerk der Hatha-Pradīpikã (ca.500 Jahre n. Chr.), stellt die Praxis des Hatha-Yoga derzeit die bekannteste „Yoga-Übungsform“ dar und umfasst unter anderem Körperhaltungen (ãsana), Atemtechniken (prãnãyãma) und Meditation (dhyãna).
Bereits vor ca. zweitausend Jahren entstand ein wichtiger Grundlagentext, der bis heute nicht an Bedeutung verloren hat – das Yoga Sūtra von Patañjali. Sein Werk umfasst 195 kurze Merksätze (Sūtren), in dem er Yoga systematisiert und den achtgliedrigen Yoga-Weg darstellt. Er definiert Yoga als eine Methode, den Geist zu beruhigen, zu sammeln und zu klären. Gleichzeitig stellt er Yoga als ganzheitliches Übungskonzept da, welches den Körper, den Atem und den Geist umfasst und führt an, dass alle drei Aspekte auf das Engste miteinander verbunden sind.